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Prof. Ulf Hahnel - Herzlich Willkommen

Ulf Hahnel

Assistenzprofessor für Psychology of «Sustainability and Behavior Change» an der Fakultät für Psychologie per 1. Juni 2022

 

Prof. Dr. Ulf Hahnel studierte Psychologie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und der University of Auckland, Neuseeland. Er promovierte 2014 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit einer Arbeit über den Einfluss psychologischer Faktoren auf nachhaltige Konsumentenentscheidungen. Zeitgleich arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg. Von 2015 bis 2022 forschte und lehrte Ulf Hahnel erst als Postdoc und dann als Oberassistent am Consumer Decision and Sustainable Behavior Lab der Universität Genf.

 

Nachhaltigkeit aus der Perspektive der Entscheidungspsychologie - Interview

Du erforscht die Nachhaltigkeit aus der Perspektive der Entscheidungspsychologie. Wie bist du zu diesem Themenbereich gelangt?
Wir können den Herausforderungen des Klimawandels nur mit einer Veränderung unserer Lebensweisen begegnen. Diese Veränderung muss sehr bald geschehen. Persönliche Verhaltensweisen sind, wie wir alle wissen, aber nur sehr schwer zu ändern. Während meiner Doktorarbeit habe ich mich als Teil eines interdisziplinären Teams der Frage gewidmet, wie nachhaltige Technologien wahrgenommen werden. Das Interesse, weshalb Konsumenten trotz eindeutiger Fakten nicht nachhaltig handeln, begleitet mich seither.

Worum geht es bei deinem SNF Projekt «Evidence-based pathways towards sustainable judgment and decision-making: A multi-dimensional perspective”?
Der Klimawandel ist ein dynamisches Problem mit globalem Ausmass. Die negativen Konsequenzen sind unausweichlich und werden für alle Menschen deutlich spürbar sein. Die psychologische Forschung in diesem Bereich ist auf den Westen fokussiert, was aufstrebende Volkswirtschaften wie z.B. Indien oder China ausschliesst. Bei der Formulierung von Lösungen müssen diese Länder aber involviert werden und darum braucht es eine länder- und kulturübergreifende Perspektive. Ich will mit meiner Arbeit eine neue Sichtweise entwickeln, die sich auf kognitive und affektive Prozesse bei der Wahrnehmung des Klimawandels und individuellen Entscheiden konzentriert. Ich werde mir die vorhin genannten Länder, aber auch weitere wie bspw. Brasilien oder Südafrika, unter Gesichtspunkten der Entscheidungspsychologie und im Kontext von Nachhaltigkeit ansehen. Dabei widme ich mich der Fragestellung, welche Mechanismen den Erfolg von Verhaltensinterventionen über verschiedene Länder hinweg beeinflussen und welche Rolle zeitliche Ereignisse, wie z.B. Extremwetterkatastrophen, hierbei spielen.

Welche Forschungsprojekte werden sich für Assistierende im Rahmen deiner Eccellenza Professur ergeben?
Das Eccellenza Projekt konzentriert sich auf zwei Forschungsebenen. Zum einen wird die Wahrnehmung des Klimawandels und damit zusammenhängende Entscheide über verschiedene soziale Gruppen, Regionen und Kulturräume hinweg untersucht. Auf einer zweiten Ebene werden psychologische Interventionen, z.B. zur Steigerung nachhaltigerer Kaufentscheide in verschiedenen Ländern rund um den Globus getestet, um evidenzbasierte Aussagen darüber zu treffen, welche Interventionen wo am effektivsten sind. In einem weiteren Forschungsschwerpunkt ausserhalb des Eccellenza Projekts entwickele ich Methoden zur Integration experimentell-psychologischer Daten in Klima- und Energiemodelle, um die Aussagekraft der Modelle zu verbessern. Hier arbeite ich viel mit den Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften zusammen. In allen Bereichen suche ich momentan Assistierende und freue mich mein eigenes Team in Basel aufbauen zu können.     

Was willst du mit deiner Forschung erreichen?
Ich will systematisch ausleuchten, warum wir uns oft nicht nachhaltig entscheiden und welche psychologischen, aber auch kontextuellen Faktoren hierbei eine Rolle spielen. Das schlussendliche Ziel ist die Entwicklung einer Grundlage für evidenzbasierte Interventionen, die auf der ganzen Welt ihre Anwendung finden können.

Wirst du auch Lehre zu diesen Themenbereichen anbieten und an wen wird sich das Lehrangebot richten?
Ich beabsichtige, anfänglich auf Masterebene Lehre anzubieten. Mittelfristig wäre ein Angebot im Bereich der Nachhaltigkeit und Verhaltensänderungen auf allen Stufen erstrebenswert. Hierzu gibt es aber noch keine konkreten Pläne. Des Weiteren freue ich mich, Abschlussarbeiten zu dem Thema zu betreuen.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in deinem privaten Leben?
Die Forschung hilft mir natürlich, mein eigenes Verhalten zu reflektieren, aber ich verhalte mich bestimmt nicht immer nachhaltig. Es geht mir übrigens nicht um extreme Meinungen oder darum, anderen Menschen eine gewisse Denkweise vorzuschreiben.

Was hat dich bewogen, nach Basel zur Fakultät für Psychologie zu wechseln?
Die Region Basel ist auf vielen Ebenen attraktiv. Auf meine Arbeit bezogen waren vor allem die ausgezeichneten Arbeiten und die Ausrichtung des Forschungsschwerpunkts Sozial-, Wirtschafts- und Entscheidungspsychologie (SWE) ausschlaggebend. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit den Forschenden aus der SWE und der Fakultät, mein Forschungsprofil durch Kooperationen zu erweitern, aber auch einen neuen Forschungsschwerpunkt einzubringen und dadurch das Profil der SWE und der Fakultät mit zu prägen.