Forschung

Die Forschungsprojekte innerhalb der Abteilung Sozialpsychologie sind an der Schnittstelle zwischen Sozialpsychologie, Konsumentenpsychologie sowie Urteils- und Entscheidungsforschung lokalisiert. Unser Forschungsansatz ist sozial-kognitiv und empirisch-quantitativ; unser Interesse gilt sowohl grundlegenden Prozessen der sozialen Kognition und Wahrnehmung als auch angewandten Fragestellungen zum Beispiel in der Konsumentenpsychologie. Wir beschäftigen uns unter anderem mit den perzeptuellen, kognitiven und kommunikativen Prozessen bei der Urteilsbildung, dem Zusammenspiel von Kognitionen und Gefühlen, dem Treffen und Erleben von Entscheidungen sowie dem Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten. Die meisten unserer Forschungsarbeiten sind experimenteller Natur, für deren Umsetzung wir unter anderem unipark.de nutzen.

Einzelne Forschungsthemen

Gefühle bei Urteilen und Entscheidungen

Informationsverarbeitungsprozesse sind häufig begleitet von affektiven und kognitiven Gefühlen. Wurden Gefühle noch vor wenigen Jahren als „Gefahr“ für die Urteils- und Entscheidungsfindung betrachtet, gibt es heute viele Hinweise darauf, dass Gefühle eine gute Informationsquelle darstellen können und besonders im Alltag häufig als Urteils- und Entscheidungsgrundlage genutzt werden. In unseren Forschungsarbeiten prüfen wir unter anderem, wann und wie Gefühle die Urteils- und Entscheidungsfindung beeinflussen.

Ausgewählte Publikationen:
Tafani, E., Roux, E., & Greifeneder, R. (2018). In the mood for action: When negative program-induced mood improves the behavioral effectiveness of TV commercials. Journal of Business Research, 84, 125-140. doi: 10.1016/j.jbusres.2017.11.023

Greifeneder, R., & Schwarz, N. (2014). Metacognitive processes and subjective experiences. In J. W. Sherman, B. Gawronski & Y. Trope (Eds.), Dual-process theories of the social mind (pp. 314-327). New York, NY: Guilford Press.

Greifeneder, R., Bless, H., & Pham, M. T. (2011). When do people rely on affective and cognitive feelings in judgment? A review. Personality and Social Psychology Review, 15, 107-141. doi:10.1177/1088868310367640

Fake News und Wahrheitsurteile

Im Kontext von Fake News, alternativen Fakten, und sogenannter „post truth“ Politik, ist es wichtig zu verstehen wie Personen entscheiden, ob eine Information wahr oder falsch ist. Wir untersuchen Wahrheitsurteile und analysieren wie die Präsentation und Formulierung von Informationen diese Urteile beeinflussen. Weiterhin testen wir welchen Einfluss die Eigenschaften der beurteilenden Personen auf die Wahrheitsurteile haben.

Ausgewählte Publikationen:
Greifeneder, R., Jaffé, M. E., Newman, E. J., & Schwarz, N. (Eds.). (2020). The psychology of fake news: Accepting, sharing, and correcting misinformation. London: Routledge.

Jaffé, M. E., & Greifeneder, R. (2019). Less than I expected and oh so true? On the interplay between expectations and framing effects in judgments of truth. Journal of Language and Social Psychology. doi.org/10.1177/0261927X19869392


Entscheidungshilfen

Täglich müssen Menschen Entscheidungen treffen – oft sind es kleinere, wie die Wahl zwischen mehreren Gerichten in der Kantine, ab und zu aber auch große, wenn zum Beispiel eine neue Person in die eigene Wohngemeinschaft einziehen soll. Wenn alle Optionen Vor- und Nachteile haben und damit ähnlich gut (oder schlecht) erscheinen, ist es schwer, eine Entscheidung zu treffen. Unentschieden zwischen den Optionen können Menschen dann eine Entscheidungshilfe nutzen, zum Beispiel einen Würfel. Obwohl sie zuvor unentschieden waren, berichten Menschen häufig davon, dass sie mit dem Ergebnis des Münzwurfs zufrieden oder unzufrieden sind—was darauf hindeutet, dass sie gar nicht unentschieden waren. Wir untersuchen, welchen Einfluss solche Entscheidungshilfen auf Entscheidungsprozesse haben und ob und wann diese Veränderungen dazu führen, dass Menschen (gute) Entscheidungen treffen

Ausgewählte Publikationen:
Jaffé, M. E., Reutner, L., & Greifeneder, R. (2019). Catalyzing decisions: How a coin flip strengthens affective reactions. PLoS ONE, 14(8), e0220736. Public Library of Science.

Douneva, M., Jaffé, M. E., & Greifeneder, R. (2019). Toss and turn or toss and stop? A coin flip reduces the need for information in decision-making. Journal of Experimental Social Psychology, 83, 132-141. Elsevier.


Gesichter

Gesichter spielen eine wichtige Rolle im sozialen Leben. Gesichtsinformationen werden etwa genutzt, um auf Persönlichkeitseigenschaften zu schliessen. Mit einem multidisziplinären Ansatz untersuchen wir, welche Gesichtsinformationen zu bestimmten Persönlichkeitszuschreibungen führen. Diese Informationen nutzen wir, um Porträts gezielt zu manipulieren, so dass den porträtierten Personen klar definierte Persönlichkeitseigenschaften zugeschrieben werden. In verschiedenen Teilprojekten nutzen wir diese Methode, um Auswirkungen gesichtsbasierter Persönlichkeitszuschreibungen in verschiedenen Bereichen (z.B. Personalauswahl, Rechtsprechung, Konsumverhalten) zu untersuchen.

Ausgewählte Publikationen:
Walker, M., & Keller, M. (2019). Beyond attractiveness: A multi-method approach to study enhancement in self-recognition on the Big Two personality dimensions. Journal of personality and social psychology, 117(3), 483-499. American Psychological Association.

Walker, M., Schönborn, S., Greifeneder, R., & Vetter, T. (2018). The Basel Face Database: A validated set of photographs reflecting systematic differences in Big Two and Big Five personality dimensions. PloS one, 13(3). doi: 10.1371/journal.pone.0193190

Walker, M., & Vetter, T. (2016). Changing the Personality of a Face: Perceived Big Two and Big Five Personality Factors Modeled in Real Photographs. Journal of personality and social psychology, 110, S. 609-24.

Sozialer Ausschluss

Von anderen ausgegrenzt zu werden – nicht mehr Teil einer Gruppe zu sein – wird von Menschen als schmerzhaft empfunden. Gruppen haben damit eine wirksame Handhabe, um beispielsweise gruppenschädliches Verhalten zu sanktionieren. Durch sozialen Ausschluss können Gruppen jedoch auch das Wohlbefinden und die Performanz Einzelner willkürlich gefährden. Im Fokus dieser Forschungslinie steht die Frage, wie die negativen und zum Teil lähmenden Reaktionen auf sozialen Ausschluss abgefangen werden können. Diese Frage ist gerade vor dem Hintergrund von Mobbing in Schulen, wirtschaftlichen Organisationen und anderen Institutionen – und dem daraus resultierenden individuellen wie volkswirtschaftlichen Schaden – von besonderer Bedeutung.

Ausgewählte Publikationen:
Rudert, S. C., Keller, M. D., Hales, A. H., Walker, M., & Greifeneder, R. (2019). Who gets ostracized? A personality perspective on risk and protective factors of ostracism. Journal of Personality and Social Psychology. doi: 10.1037/pspp0000271

Rudert, S. C., Ruf, S., & Greifeneder, R. (2019). Whom to Punish? How observers sanction norm-violating behavior in ostracism situations. European Journal of Social Psychology. Wiley. doi: 10.1002/ejsp.2606

Rudert, S. C., Sutter, D., Corrodi, V. C., & Greifeneder, R. (2018). Who’s to Blame? Dissimilarity as a Cue in Moral Judgments of Observed Ostracism Episodes. Journal of Personality and Social Psychology, 115(1), 31-53. doi: 10.1037/pspa0000122

Rudert, S C. Reutner, L., Greifeneder, R., & Walker, M. (2017). Faced with exclusion: Perceived facial warmth and competence influence moral judgments of social exclusion. Journal of Experimental Social Psychology, 68, S. 101-112.


Diversity

Diversität ist ein kritisches Merkmal unserer heutigen, aber mehr noch unserer zukünftigen Gesellschaft. Trends wie Globalisierung, Migration, demographischer Wandel, aber auch der höhere Anteil an Frauen in verschiedensten Berufen verändern die Heterogenität der Personen, mit denen wir täglich interagieren. Wir untersuchen die Wahrnehmung von Diversität sowie individuelle Präferenzen für Diversität im Vergleich zu Homogenität. Weiterhin erforschen wir, wie Veränderungen in situationalen und personalen Variablen diese Präferenzen beeinflussen können.

Ausgewählte Publikationen:
Jaffé, M. E., Rudert, S. C., & Greifeneder, R. (2019). You should go for diversity, but I’d rather stay with similar others: Social distance modulates the preference for diversity. Journal of Experimental Social Psychology, 85. doi.org/10.1016/j.jesp.2019.103881


Publikationen

Zu den Publikationen der Abteilung.