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«Nurse Health»

Projektbeschreibung

Die Nurse Health Studie ist ein gemeinsames Forschungsprojekt der Schweiz und Hongkong, das vom Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) finanziert wird. Das Projekt wird die Bedürfnisse von KrankenpflegerInnen evaluieren und eine Intervention entwickeln, welche diese Bedürfnisse adressiert. Die Entwicklung der Intervention wird in Zusammenarbeit mit Pflegekräften in der Schweiz und in Hongkong erfolgen.

Pflegestimmen

Für unser laufendes Forschungsprojekt «Nurse Health» haben wir Krankenpflegekräfte in der Schweiz in einstündigen Interviews über ihre Stressbewältigung während der COVID-19-Pandemie befragt. Nachfolgend finden Sie einige Zitate von Krankenpflegern, die uns freundlicherweise die Erlaubnis zur Veröffentlichung gegeben haben.

Ich würde mir ein Umdenken in der Gesellschaft und in der Politik wünschen. Wir wollen in der aktuellen Situation die Wirtschaft retten. Wenn aber niemand mehr da ist, der die Wirtschaft retten kann, dann nützt uns die Wirtschaft auch nichts mehr. Ich habe den Eindruck, dass in der Schweiz vergessen ging, was wirklich zählt.

Pflegefachfrau (26), Intensivpflegestation

Die Bevölkerung sollte aufpassen und die Massnahmen einhalten. Denn letztendlich sind wir Pflegende die, welche an den Anschlag kommen werden und wenn wir an den Anschlag kommen, können auf gesundheitliche Versorgung angewiesene Menschen nicht mehr versorgt werden. Zudem sollte sich die Sichtweise für den Pflegeberuf ändern. Es ist nicht mehr wie früher. Wir haben einen Studienabschluss. Wir haben ein Fachwissen und das Pflegepersonal macht mehr als einfach «nur pflegen» - viel mehr. Wir machen diese Arbeit nicht für uns, sondern für die Mitmenschen. Dafür wünsche ich mir ein grösseres Verständnis.

Pflegefachfrau (34), COVID-Intensivpflegestation

Ich frage mich, was es ist, dass so viele Pflegende jahrelang in diesem Beruf bleiben bei diesen Arbeitsbedingungen – was hält uns?

Pflegefachfrau (53), Intensivpflegestation

Klatschen alleine bringt nichts. Wir brauchen finanzielle Unterstützung: mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen! Man darf auch nicht vergessen, dass wir uns zurzeit in einer Ausnahmesituation befinden und nicht ausgebildetes Personal im Spital einzusetzen, hilft nur bedingt. Um die derzeitigen Belastungen auffangen zu können, braucht es qualifiziertes Pflegefachpersonal. Der Bundesrat steckt Milliarden in Firmen! Er könnte jetzt auch einfach mal ein paar Milliarden ins Gesundheitswesen stecken, damit wir die aktuelle Situation gut auffangen können.

Pflegefachfrau (32), Anästhesie

Ich wünsche mir mehr Wertschätzungen für unseren Beruf, nicht nur in der jetzigen Pandemie. Unser Beruf ist anstrengend und belastend. Das war er auch schon vor Corona. Deshalb wäre es wichtig, dass sich die Arbeitsbedingungen grundsätzlich verbessern würden in unserem Beruf, so dass auch junge Pflegefachpersonen in diesem Beruf bleiben. Wir werden in Zukunft immer mehr merken, dass wir zu wenig ausgebildete Pflegefachpersonen haben. Leider wird die Aufmerksamkeit, die wir jetzt gerade erhalten, wahrscheinlich sehr schnell wieder abflachen und so werden sich unsere Arbeitsbedingungen nicht nachhaltig verbessern.

Pflegefachfrau (49), Intensivpflegestation

Nicht nur das Personal auf der Intensivstation, sondern Pflegende aus allen Bereichen inklusive Alters- und Pflegeheimen, Spitex, Bettenabteilungen, sind durch die Corona-Pandemie deutlich höheren Belastungen ausgesetzt, welche die Arbeit in der Pflege deutlich erschweren – für alle Pflegende.

Pflegefachfrau (51), Notfallstation

Es geht aktuell nicht darum, darüber zu diskutieren, woher dieses Virus kommt, ob es eine Verschwörung ist und so weiter. Es ist ein Fakt, dass dieses Virus da ist und Menschen daran sterben. Die Menschen, die daran sterben, sterben weil die Lunge versagt. Das ist kein schöner Tod. Man kann sich das zwar nicht vorstellen, aber man kann sich dennoch vorstellen, dass dies sehr qualvoll sein muss. Wir sollten deshalb alles machen, um dieses Virus einzudämmen und zwar jeder einzelne von uns.

Pflegefachfrau (30), Chirurgie

Mir wäre es ein Anliegen, dass sich die Menschen in dieser Zeit wieder mehr auf ihre zentralen Werte besinnen würden. Ob jetzt die Skigebiete schliessen oder ob man am Sonntag noch einkaufen kann oder nicht – das ist jetzt nicht wirklich wichtig. Hingegen, dass man gesund ist, ein soziales Netz hat, das ist relevant und darauf sollten sich Menschen im Moment mehr besinnen.

Pflegefachfrau (31), Intensivpflegestation

Alle Menschen, die die Massnahmen in Frage stellen, dürfen gerne mal für einen Tag vorbeikommen und schauen, wie es hier so zu sich geht. Was mich am meisten stört, ist, dass manche Menschen sich überlegen, ob sie die Maske tragen wollen oder nicht, während wir schwer erkrankte Menschen, die am Beatmungsgerät sind, pflegen. Es würde uns den Alltag erleichtern, wenn sich einfach alle konsequent an die Maskenpflicht halten würden, dann könnten wir diese Pandemie deutlich schneller bekämpfen.

Pflegefachfrau (26), Chirurgie

Wir Pflegende haben schon immer so viel geleistet - auch vor Corona. Aber niemandem ist es aufgefallen. Und jetzt plötzlich bekommen wir Applaus. Wir kämpfen schon lange für bessere Arbeitsbedingungen, aber es passiert nichts.

Pflegefachfrau (21), Chirurgie

Es sollte sehr viel mehr Wertschätzung für unseren Beruf geben. Nicht nur Wertschätzung im Sinne von „Danke, dass ihr diesen Beruf macht.“, sondern auch mehr finanzielle Unterstützung. Wir kämpfen schon seit Jahren mit Pflegeinitiativen, mit dem Berufsverband, dass wir gehört werden und unser Beruf in der Öffentlichkeit einen höheren Stellenwert bekommt.

Pflegefachfrau (23), Medizin

Ich würde gerne die Missstände, die im Spital herrschen nach draussen in die Gesellschaft tragen um zu zeigen, welche Konsequenzen der Personalmangel in der Pflege hat. Es ist mir wichtig, ein Bewusstsein bei den Menschen dafür zu schaffen, dass auch ihre Angehörige, die eigene Mutter, der eigene Vater, der Ehemann oder die Ehefrau, plötzlich erkranken und von den Konsequenzen des Personalmangels betroffen sein können. Deshalb wünsche ich mir, dass wir die Stimme erheben und der Pflege mehr Wertschätzung entgegen gebracht wird.

Pflegefachmann (29), Intensivpflegestation

Ich wünsche mir mehr Verständnis von der Öffentlichkeit dafür, dass wir uns für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. Kommentare wie «Macht doch einfach euren Job, ich meine das ist euer Beruf, ihr habt den gewählt und könnt froh sein habt ihr diesen» sind despektierlich unserem Beruf gegenüber und ich denke, dass Menschen, die solche Aussagen machen, keine Ahnung haben, was wir jeden Tag leisten.

Pflegefachfrau (32), Intensivpflegestation

Bleiben Sie zuhause! Das würde ich am liebsten allen sagen. Gehen Sie nicht Ski fahren, gehen Sie nicht zu einem grossen Familientreffen, bleiben Sie einfach zuhause. Weil wir Pflegekräfte wollen nicht mehr, wir sind wirklich am Anschlag!

Pflegefachmann (39), Intensivpflegestation

Ich fände es schön, wenn die Leute mal auf den Notfall kämen und sehen würden, wie unser Alltag auf dem Notfall derzeit aussieht. Viele denken immer noch, dass wir einfach die Assistenz vom Arzt sind. Welche Verantwortung wir bei unserem Beruf aber haben - das sehen die meisten noch immer nicht.

Pflegefachfrau (31), Notfallstation

Die Individualität bei der Patientenbetreuung leidet massiv wegen den Massnahmen, die wir wegen COVID-19 bei unserer Arbeit nun einhalten müssen. Die Distanz zwischen Patient und Pflegefachpersonal wird durch die Einhaltung der Schutzmassnahmen grösser, was die Qualität der Pflegearbeit negativ beeinflusst. Das sollten wir nicht vergessen während der Pandemie und versuchen darauf acht zu geben, dass die individuelle Patientenbetreuung nicht verloren geht.

Pflegefachfrau (45), Notfallstation

Jeder Mensch sollte sich überlegen, was er will und wie weit man mit medizinischen Massnahmen gehen sollte, um sein Leben zu retten. Nach wie vor ist der Tod, das Sterben ein Tabuthema. Das sollte sich ändern. Das Sterben gehört zum Leben dazu und deshalb sollte man offener darüber reden und seinen Willen diesbezüglich auch klar im Angehörigenkreis äussern, damit diese in ihrem Sinne handeln können, wenn man dazu selber nicht mehr in der Lage ist.

Pflegefachfrau (28), Intensivpflegestation

Dem Pflegeberuf wird von politischer Seite her zu wenig zugetraut. Die Politiker und schlussendlich auch die Schweizer Bevölkerung sollten mehr Vertrauen in uns Pflegende haben.

Pflegefachmann, 22 Jahre, Notfallstation

Das wichtigste ist, dass darauf geachtet wird, dass gut ausgebildetes und hoch qualifiziertes Pflegefachpersonal nicht aus dem Beruf aussteigt. Grundsätzlich ist dieser Beruf so schön, aber unsere Arbeitsbedingungen führen dazu, dass sehr vieles erschwerend und anstrengend ist und dazu führt, dass viele qualifizierte Pflegefachpersonen den Beruf nicht mehr länger ausüben wollen, weil sie den Beruf nicht mehr so ausüben können, wie sie das gerne tun würden.

Pflegefachfrau (29), Pädiatrie