Kevin Meyer

 

 

«Sei aktiv und schau über den Tellerrand.»

Interview mit Kevin Meyer, Human Resource (HR) Manager


Weshalb hat Sie das Studium und die damit verbundenen Berufsmöglichkeiten gereizt?

Ursprünglich wollte ich Therapeut werden. Der grosse Vorteil des Psychologie Studiums, da es so breit gefächert ist und man die unterschiedlichsten Bereiche kennen lernt, ist mir aber sehr zugutegekommen. Ich habe gemerkt, dass ich nicht für den klinischen Weg geeignet bin; es ist mir einfach alles etwas zu nahe gegangen. Die Inspiration habe ich dann im wirtschaftlichen Ansatz gefunden, insbesondere durch Markus Schöbel. So habe ich relativ früh gemerkt, dass das mein Richtung wird.

TerreActive HR

Karriere bei der terreActive AG!

Heute arbeiten Sie als HR Manager bei der terreActive AG. Was kann man sich unter Ihrem Beruf vorstellen?

HR ist grundsätzlich ein Allerweltswort, worunter sich jedes Unternehmen wahrscheinlich etwas anderes vorstellt. Es kommt jedoch auch sehr auf die Grösse der Firma an. Bei uns sind rund 75 Mitarbeiter angestellt und daher habe ich eine sehr generalistische Rolle eingenommen. Zu meinen Aufgaben gehört eigentlich alles: angefangen beim Marketing, über das Recruiting, bis zur Personalentwicklung, Mitarbeitergesprächen, Konfliktmanagement und sogar der arbeitsrechtliche Bereich. Ich finde, das ist der Vorteil bei kleineren Betrieben. Man ist zwar nie wirklich der Spezialist, aber man darf dafür in viele unterschiedliche Bereiche hineinblicken. 

 

Können Sie kurz beschreiben, was Sie nach Ihrem Abschluss an der Universität bis zum Antritt Ihrer jetzigen Tätigkeit beruflich gemacht haben?

Auf direktem Weg ins HR zu kommen ist relativ schwierig, es gibt tendenziell mehr Bewerber als Stellen und wirklich viele gute Profile. Mein Weg ging über das Recruiting. Ich habe nach dem Studium in einer kleinen Personalberatung in Basel gearbeitet, die auf IT-Recruiting spezialisiert ist. Das ist ein guter Start und ein guter erster Schritt, um nachher im HR Fuss zu fassen. Zumindest habe ich das so erlebt.
Nach 3 Jahren konnte ich in eine interne Funktion wechseln. Dies geschah auch mit dem Hintergrund, dass ich im IT-Bereich bereits Vorwissen mitgebracht habe. Obwohl ich nicht Informatik studiert habe, kann man durch den psychologischen Hintergrund die Gespräche entsprechend führen und suggerieren, dass man versteht, was das Gegenüber sagt. Nach genügend Interviews wird man oft selbst gefragt, wo man denn Informatik studiert hat.

Ein gutes Netzwerk ist das wichtigste - auch hier das Stichwort Alumni.

Wenn jemand den gleichen Karriereweg wie Sie einschlagen möchte – was würden Sie ihm/ihr raten?

Praktika und Berufserfahrung sind sehr wichtig. Ich habe im Bachelor mein erstes Praktikum gemacht und während des Masters Teilzeit in dem Bereich gearbeitet. Den Master-Schwerpunkt sollte man auf Wirtschaftspsychologie legen und währenddessen vor allem aktiv sein. Ein gutes Netzwerk ist das Wichtigste - auch hier das Stichwort Alumni. Weiterhin sollte man gut auf LinkedIn präsentiert sein und direkt auf die Menschen zugehen. Es gibt so viele Bewerber, dass man versuchen muss, aus der Masse zu stechen. Das läuft meistens über persönliche Kontakte. Auch wenn es eine abgegriffene Floskel ist... ich bin ein echter Fan von Netzwerken! Das sollte man nicht unterschätzen.

Sehen Sie Möglichkeiten, wie AlumniPsychologie Sie in Ihrem weiteren beruflichen Werdegang begleiten oder unterstützen kann?

Ja, definitiv. Das Alumni Grill-Event finde ich beispielsweise sehr wertvoll, zumindest mehr als künstlich hochgepuschte Events. Beim Grillen hat man die Möglichkeit zu einem ungezwungenen Austausch nach Feierabend bei einem Bier zusammenzukommen. Dabei kommen Gespräche zustande, die oft im Privaten starten und später im Beruflichen münden. Jobs werden vermittelt und wichtige Informationen werden geteilt. Ich habe meine damaligen Werkstudentenjob mindestens dreimal weitervermittelt und das ist jedes Mal durch unvermittelten Austausch entstanden.

Was ist Ihre beste Anekdote aus der Studienzeit an der Uni Basel/ was war Ihr Highlight?

Highlight würde ich hier unter Anführungszeichen setzten, da es eher etwas Negatives war. Es war allerdings der Wendepunkt, an dem mir klar wurde, dass ich nicht Psychotherapeut werde. Es war in einem Seminar über Borderline Patienten. Ich werde nie wieder vergessen, wie wir die Tagebucheinträge einer Patientin besprochen haben, in denen sie genau beschrieb, wie sie sich verletzte und wie sie das immer weiter steigerte. Ich bin jemand, der sich gut in etwas hineinversetzten kann und sich Dinge sehr gut bildlich vorstellen kann. Dadurch bin ich dann in der vordersten Reihe umgekippt und musste aus dem Seminarraum getragen werden. Im Nachhinein kann ich sagen, dass das der Schlüsselmoment war, warum ich heute im HR gelandet bin.

Wer ist Ihrer Meinung nach ein Held aus dem psychologischen Fachbereich?

Eine einzelne Person zu nennen ist hier schwierig. Als Ganzes finde ich das Heuristics-and-Biases-Konstrukt extrem spannend und nicht nur von Tversky und Kahneman, sondern auch beispielsweise von Gigerenzer und Hertwig. Es veranschaulicht für mich wie simple Psychologie vermeintlich ist, dann kommt jedoch das große ABER. Man sieht wo der Mensch trotzdem Fehler macht und was noch berücksichtigt werden könnte. Daher ist das Heuristics-and-Biases-Konstrukt etwas, das mir aus der Studienzeit gut in Erinnerung geblieben ist und auch noch lange bleiben wird.

Mein Gegenüber meinte damals, dass der Studiengang eigentlich sekundär ist. Es ist wichtiger, dass man studiert hat und selbständig Arbeiten schreiben kann.

Würden Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn etwas anders machen, wenn Sie noch einmal von vorne Anfangen könnten?

Rückblickend betrachtet, jetzt wo ich weiß, dass ich im HR landen werde, stellt sich die Frage, ob vielleicht ein praxisorientierter Studiengang (wie er beispielsweise an Fachhochschulen angeboten wird) sinnvoller wäre. Der Einstieg wäre mir dann vielleicht leichter gefallen, weil die Liste von spezifischen Vorlesungen, die ich heute nicht mehr brauche, extrem lang ist. Trotzdem glaube ich noch immer, dass es die richtige Entscheidung war: Ein Titel von einer Universität ist immer noch viel wert und spätestens bei der Masterarbeit lernt man hier das selbständige Arbeiten.
Als Beispiel dafür erinnere ich mich gern an mein erstes Vorstellungsgespräch. Mein Gegenüber meinte damals, dass der Studiengang eigentlich sekundär ist. Es ist wichtiger, dass man studiert hat und selbständig Arbeiten schreiben kann. Ich kann heute auf jeden Fall sagen, dass ich das richtige Studium gewählt habe. Auch wenn ich einige Inhalte in meiner heutigen Arbeit nicht mehr brauche, habe ich mich immer dafür interessiert und daher das gesamte Studium genossen.

Was würden Sie den aktuellen Studierenden raten, wie man die die Studienzeit am besten verbringen sollte?

Man sollte aktiv sein und über den Tellerrand hinausblicken. In den Wahlbereichen habe ich immer wieder Vorlesungen aus anderen Bereichen, wie Pädagogik, Wirtschaft und Soziologie belegt. Ich habe das auch als Ausschlusskriterium benutz, um zu schauen: gefällt mir Psychologie wirklich am besten oder gibt es doch etwas anderes, was mir besser liegt? Bei mir war es so, dass jede ausserfakultäre Vorlesung und jedes Seminar mich nochmal darin bestätigt haben, dass mir Psychologie am meisten Spaß macht.

Man sollte aktiv sein und über den Tellerrand hinausblicken.

Foto Kevin Meyer
Kevin Meyer, M. Sc.

Kevin Meyer hat seinen Master in Psychologie 2015 an der Universität Basel abgeschlossen und war dann 3 Jahre als HR Consultant bei NEXUS AG tätig. Seit 2018 ist er HR Manger bei terreActive AG, einem Unternehmen, das im Bereich Cyber-Security tätig ist.

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Ein Interview von Anna Riehle und Magdalena Ridder